Zukunftsträger Metropolregion Rhein-Neckar (MRN)

Mit Partnerschaften für mehr Bildungsgerechtigkeit

Schüler mit VR-Brillen auf während eines Workshops.

Gesellschaftliches Problem

Der Bildungserfolg junger Menschen hängt in Deutschland nach wie vor stark vom Elternhaus ab – insbesondere Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien oder mit Migrationsgeschichte haben erschwerten Zugang zu Ausbildung und letztlich qualifizierten Arbeitsplätzen. Der Übergang von der Schule in den Beruf stellt eine zentrale Hürde dar: Schulabsentismus, fehlender Schulabschluss, unzureichende Berufsorientierung oder mangelnde Ausbildungsreife sind weit verbreitet. Gleichzeitig bleiben jährlich rund 70.000 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz – obwohl etwa 63.000 Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben.

Unser Lösungsansatz

Mit Zukunftsträger MRN stärken wir im Sinne eines Collective-Impact-Ansatzes die regionalen Strukturen für gelingende Übergänge in der Metropolregion Rhein-Neckar. Gemeinsam mit Partnern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bauen wir tragfähige Kooperationen auf, etablieren Steuerungsgremien, Runde Tische und Arbeitskreise – mit dem Ziel, diese Strukturen langfristig und nachhaltig in der Region zu verankern. Gleichzeitig bieten wir gezielte Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche an: von Interessen- und Stärkencoaching über Berufsorientierung bis hin zu Sozialkompetenz- und Bewerbungstrainings.

Unser Initiative Zukunftsträger-Team bei einer strategischen Besprechung.

Fokus 2024: Schulabsentismus


Seit 2024 steht das Thema Schulabsentismus im Zentrum unserer Initiative. Als Antwort auf die bundesweit steigende Problematik veranstalteten wir u. a. ein „Auswärtsspiel“ – einen digitalen Erfahrungsaustausch mit der Bildungsregion Südniedersachsen – sowie einen gut besuchten Fachtag mit Vorträgen, Podium und Workshops. Darüber hinaus gründeten wir in Ludwigshafen einen neuen Arbeitskreis „Schulabsentismus“ mit relevanten Akteur*innen; im Oktober 2024 fand die konstituierende Sitzung statt. Weitere etablierte Maßnahmen, wie das “ÜbergangsMentoRing” oder der „Runde Tisch Übergänge“, wurden bereits in die nachhaltige kommunale Verantwortung überführt.

Ausblick 2025


Die Arbeit im Arbeitskreis Schulabsentismus wird 2025 intensiviert: Erste Lösungsideen aus der März-Sitzung sollen gemeinsam weiterentwickelt und erprobt werden – begleitet durch uns als Backbone-Organisation. Das “ÜbergangsMentoRing” läuft mit 13 Tandems erfolgreich in kommunaler Trägerschaft weiter. Parallel bereiten wir die Skalierung von Zukunftsträger vor: Mit der Stadt Worms soll eine weitere Partner-Kommune in den Zukunftsträger-Verbund aufgenommen und mit erprobten Formaten auf Systemebene sowie zielgruppenspezifischen Maßnahmen für Schüler*innen unterstützt werden. Für den Herbst ist ein regionaler Fachtag geplant, bei dem weitere Aspekte von Schulabsentismus erörtert werden sollen.

Podiumsdiskussion der Initiative Zukunftsträger.

Einblicke in die Wirkungsanalyse Zukunftsträger

Die Gemeinsam Wirken-Initiative ‘Zukunftsträger’ ist komplex. Sie operiert einerseits auf der Systemebene, wo Akteur*innen aus dem Bildungssystem, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft in verschiedenen thematischen Arbeitskreisen Aktivitäten koordinieren und an verbesserten Strukturen arbeiten. Und sie operiert auf der Projektebene, auf der sie verschiedene gezielte Maßnahmen für Jugendliche anbietet, um die Berufswahl und den Übergang in den Beruf zu unterstützen.

Als Backbone-Team behalten wir beide Ebenen mit Methoden der Wirkungsanalyse im Blick, um die Qualität und Wirksamkeit der Angebote einschätzen und ggf. optimierend nachsteuern zu können. Im Folgenden werden exemplarisch zwei kleine Einblicke in die Wirkungsanalyse von Zukunftsträger gegeben.

Systemebene: Check-up-Befragung ‚Arbeitskreis Schulabsentismus‘

Gerade auf der Systemebene sind die positiven Auswirkungen der Aktivitäten nicht leicht zu erfassen. Dies liegt u.a. zunächst an der Zeit, die es braucht, um systemische Maßnahmen auf den Weg zu bringen, und danach an der Zeit, die es braucht, damit diese ihr Wirkpotential entfalten können.

Um bei dem 2024 neu gegründeten Arbeitskreis Schulabsentismus trotzdem Feedback und Hinweise über das Wirkungspotenzial zu erlangen, haben wir in einer Befragung der Akteur*innen die Gelingensbedingungen fruchtbarer und zielführender Kooperation abgefragt. Denn wenn diese Gelingensbedingungen gegeben sind, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass bedarfsgerechte und wirksame Maßnahmen umgesetzt werden.

Bei der Wahl der Indikatoren haben wir uns auf theoretische Erkenntnisse in den Bereichen Collective Impact (z.B. Tamarack Institute) und Partnering (z.B. Partnership Brokers Association) bezogen: Wichtig sind insbesondere eine geteilte Vision und Mission, passende Besetzung und Rollenklarheit sowie transparente Kommunikation und Vertrauen.

Bei der Befragung von 9 Teilnehmenden des Arbeitskreises hat uns ermutigt zu sehen, dass viele dieser Aspekte bereits sehr positiv beurteilt werden, z.B. der Aspekt des Vertrauens; es haben sich aber auch ein paar Aspekte gezeigt, die zu einer fruchtbaren Diskussion über die Klärung und Schärfung des Prozesses geführt haben.

Grafik: Umfrage darüber, ob die Zusammenarbeit im Arbeitskreis vertrauensvoll ist und offen über alle Themen gesprochen werden kann: 62,5% stimmen eher zu, 37,5% stimmen voll zu.

Projektebene: Das neu entwickelte Workshopangebot ‚Stark in den Beruf‘

Im letzten Herbst wurde das neues Workshopangebot zur Berufsorientierung ‚Stark in den Beruf‘ pilotiert. Das Angebot richtet sich an Jugendliche in der 9. oder 10. Klasse und verbindet methodisch eine Reflexion der eigenen Stärken und Interessen mit dem anschaulichen Kennenlernen verschiedener Ausbildungsberufe mittels VR-Brillen.

In der Feedbackbefragung der Jugendlichen nach dem Workshopangebot haben wir daher verschiedene Indikatoren in den Blick genommen, die die Kenntnis von Berufsbildern, die Kenntnis der eigenen Stärken sowie das Matching von Stärken und Beruf betreffen.

Hier exemplarisch einige der Ergebnisse der Befragung, bei der die 83 teilnehmenden Jugendlichen von fünf Workshops mitgemacht haben:

Grafik: Ob durch den Workshop "stark in den Beruf" neue Berufe kennengelernt wurden: 60,98% stimmen total zu, 34,15% stimmen ein bisschen zu, 4,88% stimmen nicht zu.Grafik: Frage: Ich kann jetzt besser sagen, was meine Stärken sind: 53,66% stimmen total zu, 36,59% stimmen ein bisschen zu, 9,76% stimmen gar nicht zu.Grafik: Frage: Ich weiß jetzt besser, welche Berufe zu mir passen und welche nicht. 49,38 % stimmen total zu, 39,51 % stimmen ein bisschen zu, 11,11 % stimmen gar nicht zu.