Pacemaker Initiative Sachsen

Informatische Bildung gemeinsam gestalten – Schulen in Sachsen fit machen für die digitale Zukunft

Pacemaker in Sachsen 2024

Gesellschaftliche Herausforderung in Sachsen

Die digitale Transformation stellt auch in Sachsen das Bildungssystem vor tiefgreifende Herausforderungen. Laut ICILS 2018 liegen die digitalen Kompetenzen deutscher Schüler*innen unter dem internationalen Durchschnitt, mit besonders geringen Chancen auf digitale Teilhabe für Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Medien werden häufig konsumierend genutzt, gestalterische Fähigkeiten bleiben unterentwickelt. So verstärkt die digitale Kluft bestehende Bildungsungleichheiten.

Gerade Schulen in herausfordernder Lage fehlt es an Ressourcen, um informatische Bildung systematisch zu verankern. Lehrpläne greifen informatische Inhalte im Primarbereich nur wenig auf und Mädchen oder Kinder im ländlichen Raum werden in vielen Förderangeboten bislang nicht gezielt angesprochen. Damit bleibt ein enormes Potenzial ungenutzt – für individuelle Bildungswege und für gesellschaftliche Teilhabe.

Woran bisherige Lösungen scheitern

Viele Programme zur digitalen Bildung bleiben punktuelle Einzelmaßnahmen: Der Digitalpakt hat technische Ausstattung ermöglicht, doch oft fehlen nachhaltige pädagogische Konzepte. Projekte und AGs sind kaum in Schulentwicklungsprozesse eingebunden, Fortbildungen geraten angesichts hoher Arbeitsbelastung ins Hintertreffen. Ohne echte Beteiligung der Schulgemeinschaft verlieren Impulse an Wirkung und der notwendige strukturelle Wandel bleibt aus.

Unser Beitrag 2024 – Schulentwicklung gemeinsam gestalten

Mit der Pacemaker Initiative Sachsen begleiten wir Schulen partizipativ, systemisch und langfristig in ihrer digitalen Transformation. Unser Ansatz setzt 2024 auf drei zentrale Interventionen:

1. Schüler*innen aktivieren: 
In 66 Workshop-Tagen à 4,5 Stunden wurden digitale Kompetenzen praxisnah vermittelt, mit Schwerpunkten auf:

  • Programmieren mit Scratch
  • Kreative Medienproduktion (Podcast, Video, digitales Lerntagebuch)
  • Reflexion von Gender-Klischees in der IT

Die Wirkung in Zahlen:

  • +42 % trauen sich zu, eine Programmiersprache zu nutzen
  • +36 % sind überzeugt, eigene Anwendungen programmieren zu können
  • +10 % Steigerung der Frustrationstoleranz
  • Begeisterung für IT stieg je nach Schule um bis zu 17 %

2. Schulische Strukturen verändern

  • 31 Prozessberatungsgespräche und 7 Visionsworkshops mit Steuergruppen und Schulleitungen
  • Aufbau interner Fortbildungsstrukturen und AGs
  • Integration digitaler Kanban-Boards zur kollaborativen Projektsteuerung

3. Netzwerke stärken

  • 1 Schüler*innennetzwerktreffen mit Peer-Austausch und Kreativangeboten
  • 12 Online-Workshops für Lehrkräfte (z. B. Scratch, KI, iPad-Nutzung)
  • 2 Netzwerktreffen für Schulleitungen und Steuergruppen

Der Workshop war die beste Fortbildung, die ich je besucht habe.

Lehrerin der Oberschule Bautzen

Teilnehmende Schulen 2024

  • Campus Cordis
  • Laborschule Dresden
  • 148. Grundschule Dresden
  • Grundschule Pirna-Sonnenstein
  • Dr. Salvador Allende Oberschule Bautzen
  • Diesterwegschule (Grundschule Görlitz)
  • Lene-Voigt-Schule (Oberschule Leipzig)
  • Lessing-Gymnasium Döbeln

Diese Schulen zeichneten sich durch hohe Offenheit, engagierte Steuergruppen und eine besondere Bereitschaft zur strukturellen Schulentwicklung aus. Die enge Begleitung und die partizipative Gestaltung der Workshops bildeten das Fundament für nachhaltige Veränderung.

Partnerschaften – kollektive Wirkung in Sachsen

Insbesondere die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern Amazon Future Engineer, Teach First Deutschland und Hopp Foundation erwies sich als besonders wertvoll. Durch diese Partnerschaften konnten den Schulen zusätzliche technische Ressourcen wie der Calliope Mini sowie personelle Unterstützung in Form von Paper.Plane-Lernbegleitungen bereitgestellt werden. Darüber hinaus wurden weitere kostenlose Weiterbildungsangebote im Bereich der informatischen Bildung ermöglicht.

Fazit – Wirkung, die bleibt

In den Abschlussgesprächen mit allen acht beteiligten Schulen wurde die Pacemaker Initiative durchweg positiv bewertet. Alle Schulen bestätigten, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden und alle möchten die Zusammenarbeit fortsetzen. Besonders hervorgehoben wurden:

  • Die hohe Qualität der Schüler*innenworkshops
  • Die partizipative, bedarfsorientierte Gestaltung
  • Die Fach- und Prozesskompetenz des Pacemaker-Teams
  • Die Rolle als „liebevoller Katalysator“ im Schulentwicklungsprozess
  • Die strukturierende Wirkung digitaler Tools wie Kanban-Boards
  • Die wertvollen Impulse im Bereich KI und informatische Bildung

Ausblick 2025

Neben diesen positiven Aspekten haben die Schulen zudem Wünsche geäußert, die wir gerne in unsere Angebotsentwicklung für den Standort Sachsen aufnehmen möchten:

  • Aufnahme einer Hospitationsmöglichkeit an Vorreiter-Schulen in Sachsen im Rahmen des Pacemaker-Programms
  • Bildung regionaler Schulcluster, um die Effekte der Netzwerkmaßnahmen zu erhöhen und den zeitlichen Aufwand für Anfahrten etc. zu optimieren
  • Schüler*innen-Workshops mit Fokus auf KI und informatische Bildung sowie weitere Angebote für Lehrkräfte zu den Potenzialen und der konkreten Nutzung von KI im Bildungskontext

Auf Basis der Rückmeldungen, Wünsche und Bedarfe der teilnehmenden Schulen evaluieren wir aktuell das Programm und entwickeln es inhaltlich weiter. Ziel ist es, eine zweite Phase des Pacemaker-Programms in Sachsen zu realisieren und dabei gezielt an die bisherigen Projektergebnisse und Erfahrungen anzuknüpfen.

Um die durch das Projekt angestoßenen Prozesse weiterhin zu begleiten und die Nachhaltigkeit zu sichern, bleiben die Schulen als Alumni-Schulen weiterhin Teil des Pacemaker-Netzwerks. Sie erhalten Einladungen zu digitalen Netzwerktreffen und können die digitalen Angebote des Pacemaker Campus sowie des Campus Neue Lernkultur (NELE) kostenlos nutzen.